Rabenwind
Poesie von Sascha Besier

RABENWIND-BLOG

Blog von Sascha Besier: Gedichte, Kurzgeschichten, Aphorismen, Bonmots und mehr. Ich freue mich über einen Kommentar.


2019-11-15

Poeditation

Von den Dingen entlauscht
wie ein Baum in die Nacht schweigt
so dunkelt dein Flüstern in mich
 
Atmen wird Tal wird Berg
wie Glühen auf den Lippen des Windes
versingt sich sein Gähnen ins Träumen
aus Tier aus Gottheit belebt
 
Flüsse sind ins Sehen gehoben
spuren in deine Weiße den Gesang
geben seinem Rauch Gewicht
und seiner Schwere Flügel
 
© Sascha Besier

Admin - 17:56:35 @ Gedichte | Kommentar hinzufügen

Der Weg des Kriegers

Im ersten Schlage, Erkennen, speit das Kriegerherz seine pochende Glut, die das Feuer des Willens zur Leidenschaft und Tugend entfesselt.
Es ist ein einziges, mächtiges Schlagen, gleich dem, welches das Universum erschuf. So erschafft also das Herz den Krieger mit der Schöpfungskraft selbst, und es schenkt ihm die Leere der Erkenntnis, schenkt ihm die Sterne seiner Sehnsüchte und die Welten seines Schaffens. [Mehr lesen…]

Admin - 17:53:29 @ Lyrische Prosa | Kommentar hinzufügen

Rabenstein

Meines Sternes lichte Runden bahnten in die Abendstunden,
alle Sehnsucht schloss die Lider, grau schlief meine Liebe ein.
Nichts und niemand kann behalten, was sich Schicksals Klauen krallten; –
doch auf einmal Lichter wallten rundherum in hellem Schein.
Vor mir lag, vom Stern gefallen, in dem hellen Lichterschein –
 
schwarz und glatt – ein fremder Stein.
 
Tief in meine Lebensschwere sank die Wärme seiner Sphäre,
stellte bloß, was ich begehre, so auch meine bittre Pein.
Durch geheime Energien schlich sich dieses dunkle Ziehen
zielbewusst in meine frühen Träume und Begierden ein.
In die letzte Kammer meiner Seele schloss sich’s drohend ein,
 
und es lag dort – wie ein Stein.
 
Auch wenn ich noch nicht recht wusste, welch’ geheime und illustre
Kraft da nun im Herzen fußte, ließ sie mich der Welt verzeihn;
Abendämmrung ließ mich bange frösteln – ja, es war schon lange
her, dass mit Dir Wang’ an Wange ich getanzt in unsrem Hain.
„Oh, du wundervolles Leben, schick’ den Tanz mit ihr zum Hain.“
 
Just ein Glühn! – Es war der Stein.
 
„Ist dies mir Signal der Götter“, sprach ich, „oder nur ein Spötter
der Dämonenriege, der sich vorstellt als mein Bruder Kain?“
Kommst du zu mir als Mirakel, oder kleidet dich der Makel,
als ein unheilvoll’ Orakel mir das End’ zu prophezei’n?
Lasse ich dich in mich, zieht dann eine Nemesis mit ein?“
 
Ich ergriff ihn! – Nur ein Stein.
 
Er verschwand in meiner Tasche. [Mehr lesen…]

Admin - 17:47:30 @ Gedichte | Kommentar hinzufügen

Phänomenologie des Todes

Es kommt für jeden mal die Stund’,
wo klopft der Tod, genannt Gevatter,
mit Knochenhand ans Fenstergatter,
um mitzuteilen: „Nun geht’s rund,
bist alt genug, du blöder Hund!“
 
So pochte er, vermaledeit,
denn auch bei mir, um zu verkünden:
„Nun hopp ins Kistchen unter Linden,
der Jux ist rum, für dich ist’s Zeit!“
Doch dafür war ich nicht bereit.
 
Da sprach ich zu dem Sensenmann:
„Das kann nicht sein, mein lieber Schnitter,
ziert meine Haut doch fast kein Knitter –
denn man versprach, ich wär’ nicht dran,
solang ich glatt bin und noch kann.“
 
„Wie das? Wer hat dir dies gesagt?“
wollt’ er voll Ingrimm von mir wissen.
Die Antwort log ich schnell, beflissen:
„Dein Partner war’s, der oben tagt,
der Gott, der brave Seelen jagt.“
 
Tod grinste darauf voller Hohn.
„Du kleiner Mensch willst mich wohl foppen,
durch Lügen meine Sense stoppen?
Dein Gott, er ist bloß Illusion –
nur ich, der Tod, sitz’ auf dem Thron.
 
Ihr Menschlein habt so viel gedacht,
erforscht, gesucht und auch erfunden,
um mir zu trotzen, euch gewunden;
und nichts hat euch all das gebracht,
weil doch der Geist das Leben macht.“
 
„Wohlan“, sprach ich, „wenn das so ist,
verrat mir, dunkler Sensenschwinger,
wenn also Geist der Weltenbringer,
bringt dich dies nicht in innren Zwist,
ob du denn wirklich wirklich bist?“
 
„Oh, Malefiz!“ fuhr er herum,
„Du denkst, dass ich dies Spiel verliere,
doch weiß ich, dass ich existiere –
denn ich, der Tod, bin ja nicht dumm,
ich weiß: Cogito ergo sum!“
 
„Das ist ja wirklich kurios,
Gevatter Tod, ein großer Denker!“
verhöhnte ich den Sensenlenker.
„Doch eins noch vor dem Todesstoß,
’ne klitzekleine Frage bloß:
 
Da Geist mir also schuf den Gott,
durch Sinne, Denken und den Willen,
bist du nicht gleichfalls aus dem stillen,
doch sinnerfüllten Geistkompott,
somit sein Sklave, lieber Tod?“
 
Da sprang der Schnitter wild umher.
„Wenn ich denn also mit verrecke,
brächt’ ich dich arglos um die Ecke,
gebrauch’ die Sense ich nicht mehr.“
Und ich sprach artig: „Danke sehr.“
 
© Sascha Besier

Admin - 17:45:19 @ Gedichte | Kommentar hinzufügen

Göttlich begrenzt

Verbäumtes Licht, umwürztes Blätterrauschen
Und räusperisches Buschgespiel
Vereinen sich in Harmonanz und tauschen
Ihr Seelerz aus; – mal laut und viel,
 
Mal still, bedächtig. Waldwild aufgerumpelt
Durch astgeknacktes Unholz rennt;
Ein Mensch, der ungeschickt den Weg verhumpelt,
Ist das, was man hier Fremdfried nennt.
 
Doch schnuppelt selbst bewähnte Schöpfungskrone
Noch urgetümlich nach Natur;
Steht unter Einfluss der Ambrosimohne
In weitem Kosmos, Feld und Flur. [Mehr lesen…]

Admin - 17:43:57 @ Gedichte | Kommentar hinzufügen